Tolerave e.V. | Come together | Dresden
Artboard 10 copy 4-100

Redebeiträge – Tolerade 2021

Redebeitrag – Tolerave Floor

Wow ist das ein schöner Anblick!

Herzlichen Dank, dass Ihr so zahlreich am Start seid. Das freut uns sehr!

Bitte haltet euch an die Hygieneauflagen: Haltet Abstand. Tragt eine Maske.
Sonst müssen wir die Musik ausmachen! Und das wollen wir nicht! 

Wir als Tolerave e.V. eröffnen mit großer Freude. Die diesjährige Tolerade.
Unser Verein versteht sich als Lautsprecher. Der Dresdner Subkultur. Und darüber hinaus.

Die Tolerade wird von vielen tollen Menschen organisiert: Enorm viele Vereine. Crews. und Initiativen arbeiten mit.
Sonst wäre das alles nicht möglich! An dieser Stelle vielen vielen Dank!

Wir ziehen dieses Jahr unter dem Motto. „Keine Räume keine Träume“ durch die Stadt.

Die Unterschiedlichen Floors der Parade. Stehen für fundamentale Themen wie:
Gesundheit. Klima. Menschenrechte. Freiräume. Kultur. Gleichberechtigung.
In der Krise wichtiger denn je. Wir freuen uns sehr auf die Redebeiträge. Zu den einzelnen Schwerpunkten.

Die Corona – Pandemie hat deutlich gezeigt. Wie wichtig. Frei zugängliche Kultur. Für unsere Gesellschaft ist. Die Klimakrise. Die Gier nach unendlichem Wachstum. Politische Engstirnigkeit. Werden bewohnbare Räume. In Zukunft weiter empfindlich einschränken. Das bedeutet auch. Dass frei gestaltbare Räume knapp werden: Das heißt weniger Austausch! Weniger Vielfalt! Weniger Kreativität! Weniger Lebendigkeit!

Dabei sind es doch die Begegnungen in Freiräumen. Die Horizonte erweitern. Und die Gesellschaft erst zu dem machen. Was wir heute kennen. Diese sozialen und kulturellen Biotope sind bedroht. Sie schrumpfen. Sie werden abgebaut.

Jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben: Sich selbst auszuleben. Seine Energie zu teilen. Sei es durch Musik, Tanz oder Gespräche.

Schaut euch nur mal um, was passiert. Wenn Menschen die Möglichkeit bekommen. Sich frei zu entfalten:
Es entsteht eine besondere Atmosphäre. Ein Gefühl von Freiheit. Wertschätzung. Zugehörigkeit. Respekt.
Zuversicht. Emotionen. Dieses Gefühl muss weiterleben. Lasst uns gemeinsam dafür kämpfen. Dass auch die nächste Generation die Möglichkeit hat. Diese Atmosphäre zu spüren.

Die letzten Monate waren hart. Heute möchten wir euch feiern. Euch, die Demos organisieren. Menschen in Not helfen.
Oder sich anders engagieren. Lasst euch feiern!

Nach dieser langen Zeit der Stille. Wollen wir heute gemeinsam auf den Straßen tanzen. Für Träume. Für Räume.
Für Uns. Für Alle!

Redebeitrag – Gesundheits Floor

Über den Kapitalismus im Gesundheitswesen

Eine oft beschriebene Eigenschaft des Kapitalismus ist es, sich ihm entgegenstellende Kräfte einzuverleiben und abzuschwächen und dadurch selbst noch stabiler zu werden. – Margarete Stokowski in DER SPIEGEL.

Eine Eigenschaft, die mich an die Funktionsweise unseres Immunsystems erinnert. Ich kann aus persönlicher Erfahrung sprechen, wenn ich sage: Unser Gesundheitssystem ist immun gegen das geworden, wofür es eigentlich da ist – die Menschlichkeit. Und das widert mich an.

Ich habe es zu spüren bekommen, als FSJler in einem Görlitzer Krankenhaus, als Auszubildender auf verschiedenen Stationen, als Krankenpfleger in einer zentralen Notaufnahme Hamburgs. Ich erinnere mich klar an meinen ersten Patienten. Er war ein stark dementer Mann und sehr unruhig. Niemand ging in sein Zimmer, trotz dass er schrie. Niemand hatte die Kapazität, sowohl zeitlich als auch emotional, sich diesem Mann mit seinem Bedürfnis zu widmen. Ein Bedürfnis, das zum Alltag gehört wie das Wasser zum Trinken. Er wollte mit seiner Frau telefonieren. Er wollte gehört werden.

Ich habe eine Weile gebraucht, um zu begreifen, dass der Fehler kaum im Personal liegt. Es sind Berufe, die einem täglichen, mehrdimensionalen Dilemma ausgesetzt sind. Natürlich ist da der Wunsch nach Milderung für das körperliche wie seelische Leid jedes einzelnen Patienten und jeder einzelnen Patientin. Aber unter den derzeitigen, widrigen Bedingungen, ist dieser Wunsch unvereinbar geworden mit dem Anspruch auf gleichberechtigte Versorgung aller, der Rücksicht auf die Mitarbeitenden, den fachlichen Vorgaben, den Forderungen des Gesetzes und irgendwo dazwischen der eigenen Pause, der eigenen Gesundheit. Diese Arbeit könnte so schön sein – aber sie ist ein Kampf.

Wie ist es dazu gekommen? Verantwortlich ist ein wirtschaftliches Kalkül in einem Bereich, wo es verdammt nochmal nichts zu suchen hat. Wer schon einmal im Krankenhaus Patient oder Patientin gewesen ist, weiß, dass man dort ein Armband bekommt. Darauf steht eine Nummer, ja sogar ein Barcode zum Scannen der Patientendaten ist manchmal aufgedruckt. Pragmatisch gesehen, können diese technischen Spielereien nützlich sein, aber sie symbolisieren genau das, was Menschen in unserem Gesundheitswesen sind: Sie sind Nummern. Jede dieser Nummern wird als Fall kategorisiert und abhängig vom Schweregrad des Falls, wird die Klinik mit Geld belohnt. Das nennt sich Fallpauschalen-System. Es handelt sich also um diagnoseabhängige Festbeträge, die den Menschen nicht als Individuum, sondern als Summe seiner Diagnosen etikettieren. Die Konsequenz ist der Zwang zu schwereren Diagnosen, möglichst profitablen Behandlungen, einschließlich Operationen, und einer möglichst kurzen Aufenthaltsdauer der Nummern. Es ist ein hartes Geschäft, mit dem sich aber gut Geld verdienen lässt, solange die Nummern krank genug und das Personal so günstig wie möglich sind. Was sich anhört, wie eine Science-Fiction-Dystopie, ist die blanke Realität. Und das widert mich an!

In Gesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern der Aids-Hilfe Dresden e.V. und der (apo)THEKE/ safer nightlife wurde eines immer wieder thematisiert: Die fehlende Individualbehandlung auf Augenhöhe. Menschen mit HIV oder Abhängigkeitserkrankungen wird häufig die Fähigkeit, eigene Entscheidungen zu treffen, abgesprochen. Lebenswelten und Lebensrealitäten sind meist kein Thema in Behandlungs- oder Beratungszimmern. Menschen trauen sich so nicht, wichtige Informationen mit unterstützenden Instanzen zu teilen, seien es sexuelle Präferenzen oder Konsumverhalten. So werden wichtige Aspekte zur eigenen Person zum eigenen Nachteil verschwiegen.

Ich frage euch, glaubt ihr daran, dass so ein System eurer Gesundheit dienen kann? Wollt ihr, dass ihr, eure Eltern und Großeltern, eure Kinder, Freundinnen und Freunde, in so einem System behandelt werden? Wir, der Tolerade-Wagen für Gesundheit, und ich bin sicher auch für alle anderen sprechen zu dürfen – wir wollen das nicht. Wir sagen: Your body, your choice. Wir wollen eine Welt, in der die Menschen die Zuwendung bekommen, die sie brauchen. Eine Welt, in der wir selbstbestimmt gesund werden können. Eine Welt, in der Krankheit jeder Art kein tabu ist, und erst recht kein Gewinnfaktor.

Ich fordere umfangreiche Investitionen in das Personal der Kliniken und sonstigen Gesundheitseinrichtungen. Ich verlange eine Abschaffung des Fallpauschalen-Systems und somit Gerechtigkeit für all jene, die sich täglich für die Bedürftigen dieser Gesellschaft opfern.

Erhebt hier und heute eure Stimmen, tanzt mit uns und zeigt, dass ihr eine laute Kraft seid, die der Kapitalismus sich nicht einverleiben kann!


Redebeitrag – Freiräume

Moin,

wir haben Bock zu Tanz. Wir wollen Spaß haben, den Tag genießen und Freude in unserem Leben haben. Das ist nichts Unerhörtes, nichts Verbotenes, nichts Kulturloses. Das ist unser Bedürfnis als Mensch und unser Recht als Bürger:in.

Events wie die Tolerade heute, wie FreeTecs im Wald, wie freie Open Airs im Park sind essentiell für eine demokratische, für eine nachhaltige und vielfältige Gesellschaft. Diese Events bringen Menschen zusammen, lassen Ideen sprießen, Träume entstehen. Sie sind Orte zum Ausprobieren, zum Ausleben, zum Finden eigener Stärken und Persönlichkeiten und auch immer wieder zum Verlieben.

Das Problem ist aber, das ist nicht direkt wertschöpfend. Es werden keine Autos hergestellt, billige Klamotten verkauft oder Aktien von Ausbeutungskonzernen gehandelt. Kurz: Vom Biedermeiersofa und aus den Konsumtempeln wird die Nase über uns gerümpft und es kommt kaum Geld rum. In Städten, deren Bodenpreise und Mieten immer weiter steigen, wird dadurch aber Raum für Tanz, für unkommerzielle Kultur, für Menschen, die einfach abhängen wollen, immer knapper. Das zu ändern ist ein politischer Kampf, ein Kampf, den es sich lohnt aufzunehmen.

In Magdeburg haben wir die letzten 2 Jahre diesen politischen Kampf geführt. Das Ziel war und ist, Öffentliche Flächen, im Park, im Grünen an der Elbe, zu bekommen auf denen alle, die wollen, nicht-kommerzielle Open Airs veranstalten können. Wir haben Anfang des Monats ein Zwischenergebnis erreicht und drei Flächen bekommen auf denen Veranstaltungen bis 22:00 stattfinden können. Damit dies möglich wird, hat die Stadt einen neuen Begriff im Ordnungsrecht gefunden: „Kommunikativer Gemeingebrauch“ und die Flächen dafür gewidmet.

Ich wiederhole das nochmal kurz: „Kommunikativer Gemeingebrauch“. Das beschreibt, dass eine öffentliche, für jede Person zugängliche Fläche formal zu etwas erklärt werden muss, auf dem Menschen sich austauschen, zusammenkommen und zusammen Träumen können. Hier muss eine öffentliche Fläche zu etwas erklärt werden, was sie laut originärer Definition ist. Noch absurder wird es, wenn wir genau hierherschauen, auf diese Straße. Eine Straße in Deutschland ist ein öffentlicher Raum. Der gesetzlich definierte einzige Gemeingebrauch, das was ohne gesonderte Erlaubnis hier stattfinden darf, ist jedoch aber der Verkehr. Das ist der einzige Gemeingebrauch. Wir sind Sondernutzung, hier einen Parkplatz in einen Minipark umzuwandeln, hier einfach Abhängen und Musikhören ist Sondernutzung, hier und heute Tanzen ist eine politische Demonstration dagegen.

Das wovon wir Träumen ist: Den öffentlichen Raum wieder dazu zu machen, was er ist: Der Ort für kommunikativen Gemeingebrauch, der Ort wo Menschen zusammenkommen, den sie gestalten, wo sie füreinander da sind und zusammen an einer besseren Zukunft bauen. Wir wollen Städte für Menschen, nicht für Kommerz, Kapital und Autos.

Der politische Kampf für Flächen für Freie Open Airs ist ein wichtiger Puzzlestein genau da hinzukommen. Deswegen, unterstützt die Aktivist:innen von Ravebase die hier in Dresden Freie Open Airs ermöglichen wollen. Geht auf Startnext und steckt euer Geld in das Filmprojekt „Independence“ statt in das nächste Billig-T-Shirt von Primark. Am allerwichtigsten aber: Habt nen geilen Tag, tanzt, genießt das Leben, geht am 26. September für mehr Klimaschutz und gegen Faschisten wählen.


Redebeitrag – Klimafloor

P1…Person 1
P2…Person 2
N…Natur

P1: Hi! Wir sind —– und —–vom Klimafloor. Wir hoffen, ihr genießt die Musik und habt auf dem Schirm, dass hinter allen Wägen auch Ideen und Utopien stehen. Wir wollen euch mit dem Klimafloor unsere Utopie vom guten Leben für alle vorstellen:

P2: Für uns bedeutet das zum Beispiel: sozialere, schönere, klimagerechte Städte, ressourcenschonendes Wirtschaften, nachhaltige Mobilität, umweltbewusster Konsum und ökologische Produktion von Lebensmitteln. Ja klar, habt ihr alles schon mal gehört, ist ja auch nichts Neues. Darüber wird seit Jahren geredet. Und jetzt stehen wir hier, 2021, und es ist sowas von an der Zeit der Natur eine Stimme zu verleihen!

N: (laut aus dem Off unterbrechend) Schwachsinn!!!

P2: (empört) Entschuldigung?!? Was soll das?

P1: (empört) Hallloo??? Wir haben hier gerade einen Redebeitrag?

N: (aus dem Off) Ja doch! Schwachsinn, völliger Schwachsinn! Und was soll das heißen (äfft nach) „der Natur eine Stimme verleihen“? Ihr wollt mir eine Stimme verleihen? Also ganz ehrlich: ich kann mich gut um mich selbst kümmern. Ich war schon immer da und ich werde immer da sein. Ob mit oder ohne euch. Mir doch egal. Die Überflutungen und Unwetter habt ihr mitbekommen? Das war ich! Sah das etwa schwach und hilfsbedürftig aus?

P1: (besänftigend) Nein, natürlich nicht das war stark… Aber…. Zu stark!

N: (genervt) Ja ja ich weiß schon. Eigentlich gehts doch hier wieder nur um euch und eure Lebensgrundlage. Um euer Überleben hier auf dem Planeten.

P2: Na das meinen wir doch damit. Und natürlich gehts uns auch um alle anderen. Hier (blättert im Skript): Das gute Leben für alle. Menschen, Tiere, Pflanzen…alle einfach!

N: Und du glaubst, dann reicht es, sich hier hin zu stellen und ein bisschen zu labern (äfft nach) „umweltbewusster Konsum, ressourcenschonendes Wirtschaften“ blabla? Ihr schmeißt jeden Tag in Deutschland eine Million Kippenstummel auf den Boden. Die dann 15 Jahre brauchen um zu verrotten und dabei ganz nebenbei eurer Grundwasser mit Schwermetallen verseuchen. Und damit bewässert ihr dann eure Biokartoffeln? Na guten Appetit auch. Und dann besitzt hier jede Person auch noch die Dreistigkeit, um die 150kg noch genießbare Lebensmittel pro Jahr wegzuschmeißen!

P2: Also jede Person… Naja statistisch… Ok stimmt schon. Aber das meinen wir doch mit der Forderung nach „ressourcenschonendem Wirtschaften“?!

N: Na dann machs doch mal konkret!

P1: (nachdenklich) Also… Ich hab gelesen, dass 70 % der Lebensmittelverschwendung in privaten Haushalten stattfindet. Das heißt, wenn wir jetzt alle sofort anfangen immer nur so viele Lebensmittel zu kaufen, wie wir auch tatsächlich verbrauchen, dann landen keine Ressourcen in der Tonne. Sowas wie Wasser und Strom zur Produktion, Land- und Lagerfläche, Rohstoffe für die Verpackung… Solche Ressourcen würden nicht mehr einfach so verschwendet werden.

P2: Generell ist die heutige Landwirtschaft ja wesentlicher Treiber der Klimakrise. Wir müssen also was dran ändern, wie unsere Lebensmittel produziert werden und wieder kleiner und solidarischer denken. Flächen ökologisch bewirtschaften und Transportwege klein halten. Weniger oder keine Tiere essen und stattdessen Weide- und Futtermittelflächen wieder Natur werden lassen. Das hab ich ja gemeint, als ich gesagt habe: Gutes Leben für alle, Menschen UND Tiere UND Pflanzen.

N: Ok, naja. Und sonst nichts mehr?

P2: Oder wenn wir auf fossile Brennstoffe verzichten und komplett auf erneuerbare Energien umsteigen. Also der sofortige Kohle- und Atomausstieg und der Ausstieg aus Öl und Gas bis 2025. Das ist ja auch ressourcenschonend.

P1: Kohleausstieg, ja genau, find ich gut. Die Verbrennung von Kohle produziert ja auch ein Haufen CO2, was den Treibhauseffekt verstärkt und die Erde immer weiter aufheizt. Damit müssen wir aufhören!

N: (äfft nach) „Damit müssen wir aufhören“ – Soll ich dir mal was sagen? Kein einziges eurer so genannten industrialisierten Länder tut genug, um eine Erderhitzung abzuwenden. Kein einziges. Deutschland und die EU haben ihr selbstgestecktes CO2 Budget sogar schon fast aufgebraucht. Wenn ihr überleben wollt, dann darf es für euch nicht heißer werden als 1,5 °C. Aber ihr werdet eh alle drauf gehen, hier wirds bald 4°C heißer, wies aussieht.

P1: (patzig) Ja man, das weiß ich doch! Und was schlägst du jetzt vor „Mutter Erde“?

N: Also… Wenn du mich fragst… An eurer Stelle würde ich nochmal alle hier dran erinnern, dass sie gefälligst ihren Müll und ihre Kippenstummel einzusammeln haben, wenn ihnen ihre Lebensgrundlage etwas wert ist. Und dann eure Hintern von der Bühne bewegen und anfangen, eure großen Worte in die Tat umzusetzen. Und zwar besser heute noch als morgen. Eure Uhren ticken nämlich.

P2: Also, ihr habts gehört, nehmt wenigstens euren Müll wieder mit.

P1: Und lasst uns alle gemeinsam in Zukunft noch aktiver unsere Lebensgrundlage schützen. Keine Bäume – keine Träume, ihr Lieben!


Redebeitrag – Menschenrechte


Menschenrechte sind das Recht als Mensch wahrgenommen zu werden. Das Recht auf Würde, auf unveräußerliche Rechte, auf Geschwisterlichkeit. Egal, woher die Person stammt, welcher Religion der Mensch angehört. Sexuelle bzw. geschlechtliche Orientierung sie/er/es hat. Uns allen sollten diese von Geburt an zugestanden werden. Unser Grundgesetz sagt dazu im Artikel 1 „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

Aber werden denn bei uns selbst die Rechte wirklich aller Menschen geachtet? Menschen verlassen ihre Heimat auf der Suche nach einem Leben in Sicherheit und Würde. Sichere Fluchtwege gibt es für sie nicht. Oft nehmen sie daher auch den gefährlichen Weg über das Mittelmeer in Kauf. Gäbe es keine zivilen Seenotrettungsorganisationen wie die „Mission Lifeline“ hätten sie überhaupt keine Chance. Niemand würde für ihr Überleben und ihre körperliche Unversehrtheit einstehen. Ein Menschenrecht, dass die EU mit Füßen tritt. Europaweit macht die
„Seebrücke“ Druck auf die Regierenden, diesem Zustand ein Ende zu bereiten, sichere Fluchtwege und sichere Häfen für ein menschenwürdiges Ankommen zu schaffen. Über 250 Kommunen bundesweit sind Sichere Häfen. Wir leben in einer Stadt, deren Oberbürgermeister sie zu einer Vor-zeige-stadt beim Thema Integration machen will und sich gleichzeitig weigert, Dresden zu einem Sicheren Hafen zu erklären. Wir wollen ihn durch eine Petition mit mindestens 10.000 Unterschriften an sein Versprechen von 2015 erinnern.

Wie steht es um die Menschenrechte all derer, die es bis zu uns schaffen? Was erwartet sie hier? Frieden, ein Dach über dem Kopf, etwas zu Essen. Und sonst noch? Werden sie akzeptiert so, wie sie sind? Mit ihrer Sprache, Hautfarbe, Religion, Kleidung, Lebensplanung? Leider nein. Rassistische Anfeindungen und herabwürdigende Blicke auf der Straße, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder ungerechte Behandlung auf Ämtern und Behörden sind leider Alltag, besonders auch bei uns in der Stadt. Als bundesweites Tandemprojekt setzen „Start with a Friend“ und „Wir sind Paten“ dem etwas entgegen. Sie stehen für eine Gesellschaft ein, die ihre Vielfalt lebt. Eine Gesellschaft in der sich alle auf Augenhöhe begegnen. Eine Gesellschaft die sich miteinander füreinander einsetzt. Sie schaffen Tandemfreundschaften, damit sich im täglichen Leben niemand ausgegrenzt fühlt.

Wir leben in einem Land, das die Würde des Menschen un-an-tast-bar im Grundgesetz verankert hat und gleichzeitig Mitbürger:innen nachts aus ihrem Umfeld reißt, um sie in vermeintlich sichere Herkunftsländer abzuschieben. Menschen landen in Abschiebhaft. Sie werden eingesperrt, weil sie am vermeintlich falschen Ort sind. Diese Praxis hat in Deutschland über 100 Jahre Tradition. Allein seit 2001 sind in Deutschland laut der Statistik eines Rechtsanwaltes über 50% der Fälle rechtswidrig entschieden worden. Das sind 75 Jahre Inhaftierungen. Fast ein Menschenleben. Politisch gesehen sind Abschiebungen der falsche Richtungsentscheid, weg von Menschenrechten, Minderheitenschutz, Verantwortung aus der Geschichte hin zu Abschottung, Nationalismus und Rassismus. Für die Abschiebehaftkontaktgruppe gilt: „Abschiebehaft muss Geschichte werden und wir beraten bis der Knast Geschichte ist!“

Mit der Tolerade setzt die Kulturszene der Stadt Dresden 2015 alljährlich ein buntes Zeichen für Solidarität, Offenheit und Toleranz. In dem Wunsch vereint, sich entschieden für ein tolerantes und respektvolles Miteinander in unserer Stadt zu positionieren und danach zu handeln, sind wir heute gemeinsam auf der Straße. Seitens der Regierenden unserer Stadt gab es viele große Worte, Petitionen, Versprechen, Statements. PEGIDA, AfD und das Wutbürgertum wurden immer stärker und spalteten die Stadtgesellschaft bis in die Familien hinein. Die Stadt hingegen machte verständnisvolle Angebote an rassistisch pöbelnde Dresdner:innen, die niemals Dialog, sondern ausschließlich Bühnen für ihre Hetze suchten und in Dresden fanden. Selbst das Konzept der Bewerbung zur Kulturhauptstadt griff dieses Prinzip auf.

Wir fragen heute Bürgermeister, Stadtverwaltung, Kommunalpolitiker:innen, Funktionär:innen und Vertreter:innen aller demokratischen Institutionen: was wurde mit diesem Prinzip in den letzten 6 Jahren erreicht? Die Antwort ist so einfach wie brutal:
Stadtratswahl 2014: NPD/AfD = 9,8 %
Stadtratswahl 2019: NPD/FW/AfD = 22,9 %
Es ist keine Zeit mehr darüber nachzudenken, wie man rechtsextreme Bürger:innen zurückgewinnen kann. Es geht nicht. Alle Versuche der Stadt, über Verständnis und Dialogbereitschaft aus Wutbürger:innen und Rassist:innen weltoffene, respektvolle Demokrat:innen zu machen, sind gescheitert. Wir nehmen deshalb die diesjährige Tolerade zum Anlass, die Vertreter aller demokratischen Parteien aufzufordern, auf kleinkarierte Grabenkämpfe und Selbstdarstellungen zu verzichten. Vielmehr sollten man sich bei der Oberbürgermeisterwahl 2022 auf einen gemeinsamen starken OB Kandidaten oder Kandidatin einigen. Und gemeinsam mit ihm oder ihr für eine weltoffene, respektvolle Kulturstadt Dresden kämpfen! Es ist 5 vor 12. Verlieren wir alle zusammen keine Zeit mehr. Reden wir nicht nur. Handeln wir!

Mit diesen Worten der Initiative „Herz statt Hetze“ möchten wir unseren Beitrag beenden!


Redebeitrag 1 – Gleichberechtigung

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“

Dieser erste Satz der UN-Menschenrechtskonvention beschreibt das, wofür wir uns hier heute versammelt haben – Gleichberechtigung.

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Doch was genau bedeutet „gleich sein“? Bedeutet „gleich sein“, dass es keinen Unterschied gibt zwischen dir und mir? Dass es keinen Unterschied gibt zwischen Menschen mit Migrationshintergrund und denen ohne? Das Menschen mit oder ohne Behinderung gleich sind? Ändert sich was daran gleich zu sein, wenn man nicht Heterosexuell oder Cis ist?

Oder bedeutet „gleich sein“, dass es vollkommen egal ist, welche Hautfarbe du besitzt oder woher du kommst, ob du Binär oder Nonbinär bist, wen du liebst, ob mit Behinderung oder ohne, weil du gleichberechtigt und gleich viel wert bist, wie jede andere Person auch?

Ich denke, dass Zweiteres zutrifft.

Wenn wir alle, ganz egal was uns so vielseitig und divers macht, gleichberechtigt miteinander leben wollen und uns gegen Rassismus stark machen wollen, müssen wir anfangen, zusammen zu arbeiten. Wir müssen anfangen, Rassismus als systematisches Problem zu betrachten und dürfen keine Angst davor haben, evtl. etwas zu finden, dass uns nicht gefallen könnte.

Deutschland hat Entwicklungspotenziale. Sei es politischer Natur oder gesellschaftlicher. Auch wenn Diversität in vielen Bereichen bereits ernster genommen wird und es immer mehr Menschen gibt, die sich aktiv gegen Rassismus stark machen, sehe ich, dass Hass aber eben auch Ignoranz immer noch ein riesiges Problem ist.

Wenn Personen eher darüber entrüstet sind, auf ihr rassistisches Verhalten aufmerksam gemacht zu werden, als über Rassismus selbst entrüstet zu sein, dann kommen wir als Gesellschaft einfach nicht voran.

Ich nehme mir jetzt mal heraus, für uns alle hier zu sprechen, wenn ich sage, dass wir keine Lust mehr haben, immer nur von „tragischen Einzelfällen“ zu sprechen. Es ist kein „tragischer Einzelfall“, wenn wieder einmal eine Chatgruppe mit rechtsextremen Inhalten bei der Polizei auffliegt. Sondern ein systematisches Problem, dass wir alle betrachten und bessern müssen. Es ist kein „tragischer Einzelfall“, wenn einem Menschen mit Migrationshintergrund beleidigende, abwertende Parolen auf offener Straße hinterhergebrüllt werden, sondern ein gesellschaftliches Problem, das eben jene betroffenen Menschen Angst haben lässt, nachts allein unterwegs zu sein.

Als Gesellschaft muss uns das bewusst werden.

Schaut mal nach links. Nach rechts. Nach vorne. Und nach hinten.

All diese Menschen, die ihr gerade seht, haben etwas gemeinsam. Und zwar sind sie hier versammelt, weil ihnen Gleichberechtigung ungemein wichtig ist. Genauso gibt es viele Menschen in ganz Dresden, in ganz Sachsen und in ganz Deutschland, denen das Thema ebenso am Herzen liegt.

Ihr seht also, wir sind nicht allein. Wir sind viele. Wir sind die Gesellschaft und wir haben Macht wirklich etwas zum Besseren zu ändern.

Wir können mit unseren Familien, unseren Freunden*innen und Bekannten aber auch mit Menschen auf der Straße oder in den sozialen Medien über das Thema reden, philosophieren, streiten aber auch gegenseitige Bereitschaft zum Verständnis zeigen. Wir können Menschen, die betroffen sind, zuhören, sie ernst nehmen und ihnen Unterstützung anbieten, damit ihre Stimmen gehört werden.

Andersherum bin ich persönlich der Auffassung, dass wir Menschen mit Migrationshintergrund uns zwar als Kollektiv betrachten dürfen und müssen; wir uns jedoch nicht zu sehr abschotten sollten.

Ich denke, dass Gleichberechtigung keine Einbahnstraße ist. So wie wir das Recht darauf haben, gesehen zu werden, verstanden zu werden und beschützt zu werden, haben andere das Recht darauf Empathie zu erhalten.
Damit meine ich selbstverständlich nicht Empathie für Menschenfeindlichkeit. Sondern Empathie dafür, nicht perfekt zu sein. Empathie dafür auch einmal einen Fehler zu machen und sich das einzugestehen.

So können wir als Gesellschaft zusammenarbeiten und gemeinsam in eine tolerantere Zukunft schreiten.


Redebeitrag 2 – Gleichberechtigungs Floor

Hallo zusammen,

ich bin Alex vom Gerede e.V., dem Verein für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in Dresden und Ostsachsen. Ich freue mich wieder sehr, als Teil des Gleichstellungsfloors heute bei der Tolerade dabei sein zu können! Und ich find’s wieder toll, dass wir uns nicht vom Wetter abschrecken lassen und für eine bunte und vielfältige Gesellschaft auf die Straße gehen!

Um zu einer besseren Situation zu gelangen, braucht es Kritik an den derzeitigen Zuständen. Dabei sage ich euch gleich vermutlich erst einmal nichts Neues – es gibt viele große Problemstellungen in Deutschland, die seit Jahren offensichtlich sind und nur schleppend angegangen werden: Beispiele sind der Klimawandel, ein erschreckendes Ausmaß an antisemitischen, rassistischen und heterosexistischen sowie queerfeindlichen Entwicklungen innerhalb unserer Gesellschaft, eine stetig wachsende Kluft zwischen Arm und Reich und nicht zuletzt mangelnde Bereitschaft, über die Grenzen Deutschlands hinaus solidarisch zu handeln. Dazu kommt seit über eineinhalb Jahren die Corona-Pandemie. Der politische Umgang mit ihr führt dazu, dass an vielen Stellen gesellschaftliche Ungleichheiten noch einmal wie unter einem Brennglas verstärkt werden.

Es ist recht offensichtlich: wir haben ein massives Gerechtigkeitsproblem in Deutschland.

Wenn wir als Verein gebeten werden Stellung zu beziehen, dann richten wir natürlich unseren Blick besonders auf sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. In Deutschland finden sich dazu immer noch mehr als genug Problemlagen: angefangen bei homo-, trans*- und inter*feindlichen Angriffen und sogar Morden, über fehlende Gleichstellung beim Blutspenden für Männer, die Sex mit Männern haben, oder Ungleichbehandlungen im Adoptionsrecht bei Regenbogenfamilien bis hin zu intergeschlechtlichen Kindern, die ohne medizinische Indikation und ohne eigene Einwilligungsfähigkeit unumkehrbare Operationen an ihren Genitalien erleiden müssen. Zugespitzt zu diesen Operationen formuliert: Das, was wir in anderen Ländern als Genitalverstümmelung zu Recht verurteilen, rechnen wir in Deutschland bei den Krankenkassen ab.

Und auch hier ist es so offensichtlich: wir haben ein massives Gerechtigkeitsproblem!

Schauen wir auf Dresden, dann stellen wir fest, dass es an sicheren Räumen für die verschiedensten Personengruppen fehlt. Außer uns und ein paar wenigen Bars und Locations, die einen gewissen Freiraum bieten, gibt es kaum queerfreundliche Orte – und selbst diese sind voller Barrieren und so längst nicht allen Menschen zugänglich. Nicht-kommerzielle Gruppen, die etwas Neues austesten, etwas organisieren oder sich einfach nur treffen wollen, haben so gut wie keine Möglichkeiten dazu: „Keine Räume, keine Träume!“ Gleiches gilt auch für Ostsachsen, wo es an vielen Stellen an sozialer Infrastruktur als auch an Räumen zur freieren Gestaltung fehlt.

Hat das nicht auch wieder was mit Gerechtigkeit zu tun?

Was muss sich also ändern, was ist zu tun?

Wichtig ist uns, die bestehenden Probleme und deren Lösungen nicht gegeneinander aufzuwiegen. All die aufgezählten Missstände auch aller anderen Redner*innen sind wichtig zu benennen, anzuerkennen und dringend anzugehen. Sie erfordern alle ein unverzügliches Handeln. Und selbstverständlich ist es möglich, dass wir vieles gleichzeitig anpacken!

Nur einige Beispiele, was das konkret für Veränderungen für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt heißen könnte:

  • Das beginnt bei einem einfachen Zugang zu Räumen für Träume und für queere Utopien in Dresden und in Ostsachsen.
  • Zudem benötigt es mehr Sichtbarkeit von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt und es braucht den weiteren Abbau von diskriminierenden Strukturen wie dem Blutspendeverbot für Männer, die Sex mit Männern haben.
  • Zudem brauchen wir ein klares Verbot von medizinischen Operationen an intergeschlechtlichen Kindern, wenn keine Lebensbedrohlichkeit vorliegt. Verstöße dagegen müssen strafrechtlich verfolgt werden.
  • Und wir fordern ein Selbstbestimmungsgesetz für trans- und intergeschlechtliche sowie für non-binäre Personen: ein Selbstbestimmungsgesetz, das aktuellen wissenschaftlichen Kenntnissen entspricht, dass die Grundrechte der betreffenden Menschen schützt und das deren Selbstbestimmung und Bedürfnisse in Mittelpunkt stellt.
  • Für Organisationen wie uns wünschen wir uns eine bedarfsgerechte und langfristige Finanzierung der Projekte mit Planungssicherheit sowohl für unsere Adressat*innen als auch für uns als Organisationen selbst.

Das, was wir heute liegen lassen, die Aufgaben, die Ausgaben und Investitionen, die wir heute in den vielen Bereichen unterlassen, zahlen wir morgen doppelt und dreifach. Das sollte auch heißen, nicht nur über eine Umverteilung von Vermögen zu sprechen, sondern auch danach zu handeln.

Wir brauchen endlich gerechtere, intersektionale und progressivere Lösungen unter Einbeziehung der Menschen vor Ort.

Lasst uns in einer Stadt, in einem Land, in einer Gesellschaft leben, die sich klar und aktiv gegen jeden Antisemitismus und Rassismus, gegen Antifeminismus und Queerfeindlichkeit positioniert und vorgeht.

Lasst uns alle mutig und solidarisch sein und bleiben: Heute und zukünftig tanzend für Vielfalt, für Solidarität und für Gerechtigkeit.


Redebeitrag 1 – Kulturtreff

In was für einer Kultur wollt ihr leben? In was für einer Kultur wollen wir leben?


Ich möchte in einer Kultur leben, wo jeder Platz hat sich zu entfalten, in einer Gesellschaft, welche wir mitgestalten. In jener, wo wir soziale Gerechtigkeit leben, daran arbeiten und allen Menschen ermöglichen.
Wenn ich an soziale Gerechtigkeit denke, betrifft das viele Lebensbereiche. Es geht um Chancengleichheit für alle. Es betrifft die Gegenwart und unsere Zukunft. Also lasst uns gemeinsam gestalten und für eine Gesellschaft kämpfen, in der wir leben wollen.


Soziale Gerechtigkeit sind große Worte, doch was steht für uns dahinter?


Denken wir an Bildungsgleichheit, frei von Stigmatisierungen. Kindern, Jugendlichen, Studierenden, Auszubildenden und Erwachsenen Aus- und Weiterbildung zu ermöglichen. Das zu tun, worauf sie Lust haben. Und dabei müssen wir ganz klar über Finanzierung reden. Über Azubis die nicht von 300 € im Monat leben können, über ein veraltetes BAföG Konzept und viel zu niedrige Löhne, auch für Menschen in Behindertenwerkstätten.


Sprechen wir über den Mietenwahnsinn, der in mehr und mehr Städten Menschen an ihre Existenzgrenzen treibt. Auszubildende und Studierende, die nicht mehr in Zentrumsnähe wohnen können, dort wo ihre Universitäten, Berufsschulen und Ausbildungsstätten sind. Einkommensschwache Familien, die gezwungen sind durch steigende Mieten in äußere Stadtbezirke zu ziehen und noch weniger aktiv an der Gesellschaft teilnehmen können. Wir brauchen eine Lösung! Mietenwahnsinn stoppen, urbanen Lebensraum schützen.


Und wenn wir schon über Geld sprechen, dann doch gern über Umverteilung. Eigentlich soll unser Steuersystem dafür sorgen. Aber gerechte Steuerpolitik sieht anders aus. Das sture Festhalten an der schwarzen Null und Schuldenbremse sind nicht zukunftsorientiert. Wir sagen: Topverdiener, Großerben, Vermögende und finanzstarke Unternehmen aus dem In- und Ausland stärker oder überhaupt besteuern.


Wir leben in einem Sozialstaat. Ein Sozialstaat der zur Herstellung und Erhaltung sozialer Gerechtigkeit und sozialer Sicherheit verpflichtet ist. Zur Herstellung von Chancengleichheit und zum Schutz der Schwachen. Egal ob junge oder alt.


Wir fordern qualitativ hochwertige Versorgung in der Pflege, bedarfsgerechte und verbindliche Planungen und tarifliche Entlohnung für Beschäftigte. Es liegt auf der Hand und ist unübersehbar, dass es an Fachkräften in der Pflege mangelt. Es ist also längst überfällig für Verbesserungen in diesem Bereich zu sorgen.


Und bei sozialer Gerechtigkeit denken wir auch an Unterstützung und Schutz der Menschen, die für eine bessere Gesellschaft kämpfen. Jene die sich geschlossen gegen Rassismus, Homophobie und Transfeindlichkeit stellen und sich für Gleichstellung, Toleranz und Vielfalt und noch so viel mehr einsetzen. Es geht um die nachhaltige Schaffung von Kulturtreffs und Räumen für alternative und antifaschistische Menschen.

Ich rede die ganze Zeit von einem wir. Damit meine ich uns: Die Gewerkschaftsjugenden von DGB und ver.di. Wir sind hier um euch zu sagen, dass Gewerkschaften nicht nur für gerechte Löhne und Tarifpolitik stehen. Wir fordern eine gerechtere Gesellschaft auf allen Ebenen und bekennen uns klar zum Antifaschismus.


Wir kämpfen gemeinsam für bessere Verhältnisse und dafür solidarisch füreinenader einzustehen. Ein Sprachrohr als große Gruppe dort zu sein, wo Einzelpersonen nicht gehört werden.


Dazu gehört es die Demokratie zu stärken für alle in unserem Land.


Die Klimakrise und der demografische Wandel wird unsere Welt weiter unaufhörlich verändern und viele Menschen werden ihre Heimat verlassen müssen. Krieg, Naturkatastrophen und Perspektivlosigkeit sind bereits Folgen unserer Ellenbogengesellschaft.


Lasst uns an einem gemeinschaftlich finanzierten solidarischen System zur Aufnahme und Integration von Geflüchteten arbeiten.


Es kann nicht sein, dass wir Militär aufrüsten. Echte Friedenspolitik braucht Abrüstung statt Aufrüstung, und zwar jetzt.
Und nun?


Dieses Jahr bietet die Bundestagswahl viel Spannungspotential.


Neben Frust, fragwürdiger Parteiwerbung und viel Geschwafel, bietet diese Wahl aber auch die Möglichkeit unsere Forderungen laut und deutlich an die Politik zu richten.


Jede Stimme zählt, um den rechten und intoleranten Parteien zu zeigen, dass in unserer Gesellschaft kein Platz für ihren Hass ist!


Wir müssen weiter solidarisch zusammenzustehen, um diesen Hass und Angst nicht weiter Einzug halten zu lassen.
Es geht aber auch um Interessenvertretung von Studierenden, Arbeitnehmer:innen, Geflüchteten, Frauen, der queren Community, Azubis, Menschen mit Behinderung, Schüler:innenund vielen mehr. Diese zu stärken.


Es geht auch um diejenigen, welche bislang noch nicht an diesen Wahlen teilnehmen können. Die U18 Wahlen zeigen das Stimmungsbild in der Jugend, lasst uns diesen jungen Menschen zuhören und eine Stimme geben.
Es geht um die Gestaltung unserer aller Zukunft.


Wir wollen gemeinsam entscheiden, wie wir arbeiten, leben, den sozio-ökonomischen Wandel vollziehen, Krisen gemeinsam durchstehen, uns miteinander solidarisieren um auch in Zukunft gemeinsam lachen und tanzen zu können.


Redebeitrag 2 – Kulturtreff

Ihr habt die Forderungen gehört. Es sind doch keine Luxusprobleme, die wir hier anprangern. All diese Missstände und die Vehemenz mit der sie von Politikern und Politikerinnen ignoriert oder sogar befördert werden, sind Gift für unsere lebendige Kulturlandschaft. Und selbst wenn ein paar unserer Sorgen hier und da gehört werden ist das noch lang kein Freifahrtsschein um die Füße hochzulegen und uns etwas von Kulturhochburgen und dem Deutschland der Dichter und Denker zu erzählen.

Deswegen sind wir heute hier. Und es liegt nicht nur an uns hier auf diesem Wagen, dass diese Message Gehör findet. Wenn wir realistisch sind, begrenzt sich unsere Reichweite auf den Hörradius dieser Boxen. Aber ihr, ihr könnt sie multiplizieren, weitertragen, bis unsere Ideen und Wünsche auch in den hintersten Ecken des Landes angekommen sind und Früchte tragen. Dafür brauchen wir dringend eure Hilfe!

Von Jahr zu Jahr wird die Lage dringlicher. Gerade heute, in Zeiten von Corona und Veranstaltungsverboten haben es Clubs, Jugendhäuser und Konzerträume so schwer wie noch nie, sich über Wasser zu halten. Und das will etwas heißen, denn einfach gemacht wurde es ihnen bisher auch nicht.

Und jetzt kommt das schlimmste an der ganzen Sache: Wenn es nicht schon reichen würde, dass uns, der jungen Generation nach und nach der kulturelle Boden unter den Füßen weggerissen würde, sind vakante Kulturnischen zusätzlich noch ein gefundenes Fressen für rechte Strukturen. Sie sind weit verzweigt und geben sich besonders im ländlichen Raum, dort wo der Bedarf am höchsten ist, als kulturell aktiv und einladend. Unter dem Motto: „Hier kümmert sich niemand um dich außer wir“, werben sie junge Menschen, die in ihren Ortschaften doch eigentlich nur nach Spaß und Aktivitäten suchen und bringen sie unterschwellig mit rechtem, undemokratischem, rassistischem und menschenverachtendem Gedankengut in Berührung.

Natürlich, von außen wirkt es wie ein spannendes Sportlager oder ein Ausflug in die Natur, was soll schon dabei sein. Und genau diese Nachlässigkeit und Blauäugigkeit ist es, die manche Teile der Kommunalpolitik auf weite Sicht so ineffizient macht. Ich frage euch, ist das die Jugendkultur, die wir uns auf dem Land wünschen? Sicher nicht! Ist es die Jugendkultur, die Unterstützung findet, während Alternative Jugendzentren als „radikal“ abgestempelt und mit tonnenweise Auflagen handlungsunfähig gemacht werden? Ihr könnt drauf wetten! Nicht mit uns, dieser grotesken Rechtsblindheit gehört ein für alle Mal die demokratische Brille aufgesetzt.

Mit jedem Jugendclub, der sich die nächste Miete nicht leisten kann, dezimiert sich nicht nur das Eventangebot, sondern in erster Linie auch die pädagogische Begleitung für Jugendliche, welche noch nach einem sozialen Anker suchen.

Anstatt dass solche Ankerstrukturen gefördert werden, bekommen sie nur zu oft Steine in den Weg gelegt. Extensive Lärm – oder Brandschutzarbeiten mit ihren großen Kosten- und Zeitaufwänden sind, wenn auch teilweise nötig, ein Todesstoß für ein florierendes Eventleben. Ich habe teilweise das Gefühl, sie werden als Vorwand genommen, um „lästige Unruhestifter“ an der Leine zu halten. Dabei wird komplett übersehen, dass dieser „Lärm“ nicht nur ein Geräusch ist, sondern auch wichtige Messages transportiert.  Messages von friedlichem Miteinander, von Zivilcourage und politischer Teilhabe.

Deswegen legen wir vom Team politische Bildung des Roten Baums besonderes Augenmerk auf diese Missstände. Ob in Dresden oder anderswo: Bitte setzt euch überall dafür ein, dass Rechte Strukturen und demokratiefeindliche Akteure keinen Fußbreit Platz in unserer Zukunft bekommen. Die anstehende Bundestagswahl ist hier der nächste wichtige Schritt auf dem Weg zu einer modernen und vor allem jugendgerechten Politik. Bitte informiert euch gut und geht wählen! Nur eure Stimmen können verhindern, dass rechtsextreme Personen wie Jens Maier weiterhin Einzug in den Bundestag halten. Seid euch auch eurer Zweitstimme bewusst!

Und für die, die noch nicht wählen gehen können: Unser Modellprojekt „Gib den Takt an!“ adressiert auch Kinder und Jugendliche, vor allem im ländl. Raum, welche sich dieser Problematiken bewusst sind und Veränderung anstreben, sich aber des genauen Prozesses noch unsicher sind. Manche von euch denken vielleicht „was kann ich mit meinen 14-16 Jahren schon ausrichten, mir hat bis jetzt doch noch nie jemand richtig zugehört.“ Und genau da gilt es anzusetzen! Ihr habt jede Befugnis, euch einzumischen.

Wir müssen keine alten weißen Männer in Anzügen sein, um ein Mitspracherecht in unserem Umfeld zu haben. Im Gegenteil! Vor allem die jungen, die in Minderheiten Vertretenen und jene mit besonderen Bedürfnissen haben den größten Anspruch darauf, dass ihre Stimmen gehört werden!
Ihr seid die, auf die es ankommt. Ihr wollt Veränderung und ihr wollt sie jetzt. Konservatives Gedankengut ist genauso verstaubt wie diese alten Poker-Spilunken, auf denen sich Stadt- und Gemeinderäte seit Jahren ausruhen. Wenn das für euch eine adäquate Abdeckung von Kultur ist, dann gute Nacht. Wir für unseren Teil wollen etwas erleben, aus uns heraus gehen und neues entdecken.

Lasst dafür die Boxen laut werden. Lasst die Texte für euch sprechen. Lasst die Massen an jungen Menschen, denen es genauso geht wie euch, tanzen singen schreien, alles unter einem Banner. Das wir eben nicht damit zufrieden sind, wie die Kulturförderung im ländlichen Raum als lästig abgetan wird. Dass unsere Musik und unsere Feste nicht einfach als laut, unnötig und potentiell gefährlich abgestempelt werden. Dass dort wo die Musik spielt Menschen zueinander finden und Leben herrscht. Denn wenn wir still sind, dann kann uns erst recht niemand hören!

Tolerave e.V. | Come together | Dresden

Spendenkonto

Ihr möchtet den Tolerave e.V.
finanziell unterstützen?

Dann nutzt folgendes Konto:
Name: Tolerave e.V.
Bank: Ostsächsische Sparkasse
IBAN: DE36850503000221062068
Verwendungszweck:
Spende für vereinsgebundene Zwecke

Tolerade 2023 - Anmeldung wurde abgesendet.

Tolerave e.V. | Come together | Dresden